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Löffelspitze:
Gipfeltour im Biosphärenpark Großes Walsertal
Löffelspitze Abbildung 1
Abb. 1

Im Jänner 1954 erlangte der kleine Ort Blons im Großen Walsertal weit über die Grenzen Vorarlbergs und sogar Österreichs traurige Berühmtheit: Ein Lawinenunglück, das seinen Ausgang am Falvkopf (1.849 m) nahm und bei dem ein Drittel der Häuser zerstört wurde, kostete insgesamt 57 Menschen das Leben. Inzwischen ist das Dorf längst wieder aufgebaut und Teil des Biosphärenparks Großes Walsertal. Umfangreiche Aufforstungen und Lawinenschutzbauten sorgen dafür, dass vom Falvkopf heute keine Gefahr mehr ausgeht. Bei einer Wanderung auf einem Rundweg, dem "Schutzwaldweg", den wir auch bei der nachfolgend beschriebenen Wanderung immer wieder kreuzen und teilweise benützen, kann man sich davon persönlich überzeugen. Unser Ziel, die Löffelspitze (1.962 m, Abb. 1) liegt etwas nordwestlich des Falvkopfes zwischen dem Großen Walsertal und dem Furkajoch.

Da eine Wanderung von Blons auf die Löffelspitze zeitlich sehr aufwändig ist, empfehlen wir die Nutzung der Mautstraße, die ca. 400 m vom taleinwärts (Richtung Faschinajoch) gelegenen Ortsende von Blons von der Bundesstraße B 193 links abzweigt. Einen Mautberechtigungsschein erhält man im Orts-Lädele für wenige Euro. Ein Großteil der 3,2 km langen, schmalen Mautstraße ist asphaltiert, nur die letzten 500 m sind eine etwas rumpelige Schotterpiste. Vor dem Fahrverbotsschild, das eindeutig das Ende der Mautstraße markiert, gibt es einen kleinen Parkplatz (ca. 1.300 m), der unseren Ausgangspunkt darstellt.

Zunächst wandern wir etwa 5 Minuten auf der Forststraße aufwärts. Dann zweigen wir links auf eine weitere, mit einem Sackgassen-Zeichen beschilderte Forststraße ab. Am Beginn geht es leicht abwärts, dann durch ein Quellschutzgebiet fast eben und zuletzt leicht ansteigend, dann gelangen wir nach etwa 25–30 Minuten vom Ausgangspunkt Richtung Westen bei einem kleinen Wasserfall zum schon erwähnten Schutzwaldweg, auf den wir rechts abbiegen. Kurz vor dieser Abzweigung gibt es bei einer Lichtung einen Blick hinab nach Blons (Abb. 2) und zu einem Highlight der Gegend, der Propstei St. Gerold. Jetzt geht es kurz recht steil und etwas rutschig im dichten Wald aufwärts, danach wird der nun Richtung Osten verlaufende, schmale Steig bald immer breiter und ebener, bis er nach etwa 15–20 Minuten wieder in die zum Falvkopf führende Forststraße mündet, in die wir links einbiegen. Auf dieser geht es in ca. 10 Minuten hinauf zur Hüggenalpe (ca. 1.500 m), wo wir auf eine größere Weggabelung treffen. Wir zweigen rechts ab, verlassen aber nach wenigen Metern die Forststraße, deren Ziel der Falvkopf ist, und wechseln auf den links beginnenden Steig, der zur Sentumalpe führt.

Schnell merkt man, dass man auf diesem Steig, der stets hangquerend unterhalb des Gipfels des Monte Calv (1.804 m) verläuft, nicht mit Massen von Wanderern rechnen muss. Schmal, im Sommer ein bisschen verwachsen und hie und da etwas abschüssig, aber in schöner Umgebung führt er zuerst Richtung Westen. Nach etwa 5–10 Minuten muss ein ins Tal stürzender Bach auf einem nicht gerade breiten Brett vorsichtig und unter Umständen mit Unterstützung eines Sicherungsseiles überschritten werden. Da dieses aber etwas zu weit entfernt und zu tief angebracht ist, ist es eher ein "Unsicherheitsseil"! Kurze Zeit später stoßen wir erneut auf den Schutzwaldweg, der nun parallel zu unserem Steig verläuft und damit die Wegqualität um einiges verbessert. Doch schon bald verlässt uns der Schutzwaldweg bergwärts und damit wird unser Steig schmäler, der sich in weiterer Folge Richtung Norden wendet. Dadurch werden außerdem bei ersten Lichtungen auch die Häuser der Sentumalpe vor uns sichtbar. Im nun offenen Gelände, sind zahlreiche Wasserläufe mit etwas Vorsicht und Mühe zu überschreiten. Rechts oberhalb der Sentumalpe ist erstmals auch unser Gipfelziel, die Löffelspitze, zu sehen (Abb. 3). Obwohl offensichtlich so nahe, beginnt sich der Weg zur Sentumalpe (1.610 m) hier etwas zu ziehen, die wir dann aber doch nach etwa 45–50 Minuten von der Hüggenalpe erreichen. Von hier hat man Richtung Süden einen großartigen Blick (Abb. 4) zum Alpenhauptkamm von der Schesaplana bis zur Silvrettagruppe.

Weiter unterwegs über weitläufiges Almgebiet wählen wir, um die erste, nicht allzu große Steilstufe Richtung Löffelspitze zu bezwingen, hinter den Häusern der Sentumalpe bei der großen Weggabelung entweder den direkt aufwärts führenden Steig oder den etwas breiteren Weg, die sich jedoch bald wieder vereinen. Der Weg geht in weiterer Folge in einen Wiesenpfad über und bezwingt eine zweite, ebenfalls nur wenige Höhenmeter (Hm) umfassende Steilstufe. Der Pfad wird nun fast eben und nähert sich der dritten, letzten Steilstufe (Abb. 5), die nun wirklich richtig steil ist und bis zum Gipfel 170 Hm ausmacht. Stets ist hoch oben das Gipfelkreuz (Abb. 6) sichtbar. In einem großen Bogen und zwei langgezogenen Serpentinen wird der untere Teil der Steilstufe bezwungen. Wir nähern uns nicht nur immer mehr dem Gipfelkreuz, sondern auch dem Kamm, der die Mutabellaspitze im Südwesten mit der Löffelspitze und dann – Richtung Südosten weiter verlaufend – mit der Grenzspitze verbindet. Damit öffnet sich auch der Blick Richtung Norden (Abb. 7), (Abb. 8) zum Furkajoch und den Bergen des Bregenzerwaldes und Richtung Westen (Abb. 9) zum Rheintal und den Schweizer Bergen. Spätestens um die letzten, sehr steilen Hm zum Gipfel (Abb. 10) zu bezwingen, ist Trittsicherheit, aber auch Schwindelfreiheit notwendig. Nach ca. 1,0–1¼ Stunden von der Sentumalpe (352 Hm) bzw. 2¾–3,0 Stunden vom Ende der Mautstraße – für den von uns gewählten Wegverlauf –, bei dem wir ca. 670 Hm bewältigt haben, steht man neben dem Gipfelkreuz der Löffelspitze, das fast den gesamten zur Verfügung stehenden Platz einnimmt. Daher ist bei größeren Gruppen Vorsicht geboten, denn es geht in alle Richtungen fast senkrecht abwärts! Großartig ist von hier der Rundblick, der alle schon genannten Berggruppen umfasst. Zusätzlich ist im Osten nun das Lechquellengebirge mit der mächtigen Roten Wand (Abb. 11) zu sehen.

Um zum Ausgangspunkt zu gelangen, muss man wieder – am Anfang vorsichtig – auf dem Aufstiegsweg zur Sentumalpe – stets mit Blick zum Alpenhauptkamm (Abb. 12) – absteigen, was etwa 45–50 Minuten in Anspruch nimmt. Nun empfiehlt es sich, auf der fast parallel zum etwas mühsam zu begehenden Steig verlaufenden Forststraße zur Hüggenalpe zurückzukehren. Nur zu Beginn führt uns eine weitläufige Serpentine ein Stück Richtung Südwesten. Nach etwa 25–30 Minuten stoßen wir wieder auf den Schutzwaldweg, der von Blons auf die von uns benützte Forststraße trifft. Nun folgt eine nicht allzu große Gegensteigung, der Schutzwaldweg verlässt uns bergwärts wieder. Von der Hüggenalpe, die wir nach wenigen Minuten erreichen, wandern wir – stets auf der Forststraße – in ca. 30 Minuten gemütlich zum Ausgangspunkt, sämtliche Weggabelungen außer Acht lassend. Kurz bevor wir wieder zum Ende der Mautstraße gelangen, genießen wir den Blick zu der im Großen Walsertal gegenüber liegenden Berggruppe (Abb. 13), mit dem Hohen Fraßen (Abb. 14) als höchstem Gipfel. Für den gesamten Abstieg von der Löffelspitze benötigt man ca. 1¾–2,0 Stunden. Wer von Blons über die Mautstraße aufgestiegen ist, muss ca. 2,0–2¼ Stunden mehr Zeit für Auf- und Abstieg einplanen.

Man kann diese Wanderung gut mit Besuchen der Propstei St. Gerold (Abb. 15) mit ihrem fantastischen Garten und dem Biosphärenparkhaus im taleinwärts gelegenen Ort Sonntag verbinden.

HM/Zeit:
Vom Parkplatz am Ende der Mautstraße über die Sentumalpe auf die Löffelspitze mit allen Gegensteigungen beim Auf- und Abstieg ca. 700 Hm in ca. 2¾–3,0 Stunden (Aufstieg) bzw. etwa 1¾–2,0 Stunden (Abstieg). Wer von Blons über die Mautstraße aufgestiegen ist, muss etwa 400 Hm und ca. 2,0–2¼ Stunden mehr Zeit für Auf- und Abstieg einplanen.
Zeitraum:
Mitte April–Mitte November (je nach Schneelage)
Anforderungen:
Mittellange (mit Ausgangspunkt Blons: lange), teilweise steile, aber technisch unschwierige Wanderung Beim finalen Gipfel-Auf- bzw. Abstieg sind stellenweise Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich; Vorsicht auch im Gipfelbereich!
Highlights:
Toller Rundblick auf die Bergwelt Vorarlbergs; die weitläufigen Almen oberhalb der Sentumalpe; Propstei St. Gerold; Biosphärenparkhaus im Ort Sonntag
Anfahrt:
Blons erreicht man von Norden auf der Bundesstraße B 193 über den Wintersportort Damüls und das Faschinajoch, zu dem man von Au im Bregenzerwald (an der Bundesstraße B 200 Dornbirn/Bregenz–Warth gelegen) bzw. von Feldkirch/Rankweil über das Laternsertal/Furkapass kommt. Von Süden (Bludenz) fährt man auf der Bundesstraße B 193 über das Große Walsertal nach Blons, das auch mit öffentlichen Bussen erreichbar ist. Etwa 400 m taleinwärts vom Ortsende von Blons zweigt bergwärts die 3,2 km lange Mautstraße (Mautberechtigungsschein erhält man im Orts-Lädele) ab, an deren Ende ein kleiner Parkplatz zur Verfügung steht.
Einkehr:
Almen auf der Sentumalpe, Gasthöfe in Blons und St. Gerold
Koordinaten Ausgangspunkt:
Referenzsystem ETRS89
Geogr. Länge/Breite: 9°51'36''/47°14'05''
Rechtswert (UTM): 565100 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5231610 m (Zone: 32 N)
BEV Plan:
ÖK50/1224
Herzlichen Dank an unsere Sponsoren: